3A

Projekt 3.A Risikoeinschätzung bei Eltern mit Substanzmissbrauch: Entwicklung eines evidenzbasierten Instrumentes
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Projektleitung: Dr. S. Pawils (Hamburg), Prof. Dr. Ulrike Ravens-Sieberer (Hamburg)
Mitarbeiterinnen: Dipl.-Psych. Franka Metzner (Hamburg), B. Sc. Annika Schramm (Hamburg)

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Projektüberblick

Suchtprobleme der Eltern sind einer der bedeutsamsten Risikofaktoren für Gewalt und Vernachlässigung im Kindesalter. Aus diesem Grund besteht ein dringender Bedarf an spezifischen Instrumenten, die eine pragmatische Einschätzung des Gewaltrisikos bei Eltern mit Substanzmissbrauch in der Beratungspraxis erlauben. Auf der Basis einer Meta-Analyse relevanter Risikofaktoren wird eine entsprechende Indikatorencheckliste entwickelt, die als „Hamburger Klärungsbogen“ in Kooperation mit ambulanten Beratungseinrichtungen im Hamburger Suchthilfesystem auf seine Relevanz und Praktikabilität in der Praxis überprüft wird.

Aktueller Projektstand

Insgesamt konnten N=20 (Jugend-) Suchtberatungsstellen zur Teilnahme am Projekt gewonnen werden.

Von Januar bis März 2014 wurden Interviews mit allen teilnehmenden Suchthilfeeinrichtungen zum Vorgehen bei Kinderschutzfällen durchgeführt.

Im Februar 2014 wurde in den ersten Einrichtungen mit der monatlichen Dokumentation der für den Kinderschutz relevanten Fallzahlen begonnen. Die Fallzahlen werden aktuell von n=26 BeraterInnen sowie n=17 Kinderschutzbeauftragten in den Einrichtungen auf selbst entwickelten und im Prozess bereits weiter entwickelten Dokumentationsbögen in der Prä-Phase (bis Juni 2014) erfasst und monatlich zurück gemeldet.

Für die Meta-Analyse zum Zusammenhang zwischen dem Suchtmissbrauch von Eltern und Kindeswohlgefährdung von Kindern im eigenen Haushalt sowie relevanten Risikofaktoren wurde durch des Review Team sowie die Advisory Group ein Review-Protokoll entwickelt. Zwei unabhängige Reviewer bewerten aktuell die gefundenen Studien (N=3.700) anhand von Einschlusskriterien.

Im Frühjahr 2014 wurde für die aus n=17 BeraterInnen bestehende Fokusgruppe auf der Basis des Community Systems (CommSy) ein moderierter webbasierter Netzwerkraum für das Verfügbarmachen von Dokumenten und die Durchführung von Befragungen oder Diskussionen eingerichtet. Zur Unterstützung der Arbeit im virtuellen Netzwerkraum wurde für die teilnehmenden BeraterInnen ein Benutzer-Manual geschrieben und ein Tutorial-Videoclip produziert. In dem Netzwerkraum wurden im ersten Schritt Materialien wie die Ergebnisse aus den Interviews sowie ein Ablaufschema zum Umgang mit Anhaltspunkten für Kindeswohlgefährdung in der Suchthilfe zur Bewertung durch die Experten der Fokusgruppe eingestellt. Der vorgeschlagene Ablaufplan basiert auf den Ergebnissen aus den Interviews in den teilnehmenden Hamburger Einrichtungen sowie aus den Ergebnissen einer im Frühjahr 2014 durchgeführten deutschlandweiten, repräsentativen Befragung von Suchthilfeeinrichtungen zum Thema Kinderschutz.

Die bundesweite Einrichtungsbefragung hat sich aus der in der Rekrutierungs- und Interviewphase deutlich werdenden Informationslücke über in Deutschland etablierte Verfahrensweisen und Instrumente zur Risikoabschätzung hinsichtlich Kindeswohlgefährdung in der Suchthilfe. Von den zufällig ausgewählten n=396 Einrichtungen haben 38% an der Fragebogenbefragung teilgenommen; etwa jede fünfte von ihnen hat zudem Risikoinventare bzw. Ablaufschemata eingesandt. Eine Nichtteilnehmeranalyse ist aufgrund von zusätzlichen Antwortkarten möglich.

Aktuelles Zwischenfazit

Von allen beteiligten Suchtberatungseinrichtungen in Hamburg sowie in Kommentaren im Rahmen der bundesweiten Einrichtungsbefragung ist die einhellige Rückmeldung sehr positiv, die Optimierung der Prozessabläufe in den Einrichtungen, die bessere Zusammenarbeit der Jugendhilfe und Suchtberatung sowie die Nutzung von Indikatorenlisten für die systematische Bewertung potentieller Kindeswohlgefährdungen werden als hoch relevant und dringlich erachtet.

Korrespondenzadresse

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Dipl.-Psych. Franka Metzner
Martinistr. 52 (W26), 20246 Hamburg, Tel. 040-74105-8138, Fax 040-74105-4940,
f. metzner@uke.de

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